PHYSIOTHERAPIE FÜR SÄUGLINGE

Was wir einem Baby in den ersten Monaten und einem Kind in den ersten Lebensjahren geben – bleibt lebenslang. Wenn ein Kind das Licht der Welt erblickt, ist es vollständig von seinen Eltern bzw. Erziehungsberechtigten abhängig. Ein Baby baut sich mithilfe unserer Hände sein Körperschema auf, lernt die Überwindung der Schwerkraft und das Bewusstsein für seinen Körper kennen. Unsere Hände können ihm den Weg zu qualitativ hochwertigen Bewegungsmustern zeigen, die für seine Zukunft wichtig sind.

Es stimmt, dass die motorische Entwicklung von alleine erfolgt, solange beim Baby keine Krankheiten und Verletzungen vorliegen. Die motorische Entwicklung hängt in erster Linie von der Genetik ab. Sie ist jedoch nicht nur von der Genetik abhängig, sondern auch davon, was für ein Handling wir beim Baby anwenden und von der Umgebung, in der das Kind aufwächst. Auf die Genetik (in diese Kategorie fällt auch der Muskeltonus des Babys) haben wir leider noch keinen Einfluss, wohl aber auf unser Handling mit dem Baby und auf die Umgebung sowie die Mittel, die wir dem Kind anbieten. Alle Eltern und Erziehungsberechtigte sollten lernen, wie ein richtiges Handling beim Baby aussieht. Es ist auch sehr wichtig zu wissen, dass ein Baby für eine hochwertige motorische Entwicklung keine Schaukeln, Liegen, Kinderwagen, Tragen, Lauflernhilfen und andere Mittel benötigt. Für eine hochwertige motorische Entwicklung benötigt es nur eine qualitativ hochwertige Bodenmatte und Eltern, die wissen, wie das richtige Handling beim Baby aussieht.

Es ist nicht wichtig, dass sich das Kind schon mit 3 Monaten souverän drehen kann, es ist viel wichtiger, welche Muskeln es dabei einsetzt und wie ihm das gelingt. Wichtiger als wann ein Baby etwas kann, ist es, dass sich die Meilensteine der Entwicklung einer nach dem anderen folgen und auf welche Weise, wie gut ein Baby diese Meilensteine beherrscht.

Der zusammengefasste Ablauf einer qualitativ hochwertigen motorischen Entwicklung sollte ungefähr so erfolgen.
0–3 Monate: Fixierung und mit den Augen folgen, gute Bauchlage, Bewegung des Kopfes nach links und rechts in Bauch- und Rückenlage.
3–6 Monate: Gewichtsverlagerung auf den Bauch, Drehung vom Rücken auf den Bauch.
6–9 Monate: Pivotieren, auf dem Rücken liegend spielen mit Beinen und Becken in der Luft, auf der Seite liegend spielen.
9–12 Monate: Kriechen, selbstständiges Aufsetzen, Sitzen, Krabbeln.
10–18 Monate: Aufstehen, mit Unterstützung Seitwärtsgehen, selbstständiges Gehen.

Warum ist eine qualitative motorische Entwicklung überhaupt so wichtig?

Heute wissen wir, dass sich schlecht erlernte Bewegungsmuster im späteren Leben auf viele Probleme auswirken (Schmerzen an der Wirbelsäule im Erwachsenenalter, schlechte Körperhaltung, Deformierung von Gelenken, Gehen auf der Fußinnenseite oder -außenseite, Kniefehlstellungen »X-Beine« oder »O-Beine«, Schwierigkeiten beim Erlernen schwereren Gleichgewichtsaktivitäten oder Sportaktivitäten, schlechte Koordination und Motorik usw.). In letzter Zeit werden auch viele Forschungen zum Thema über den Zusammenhang zwischen den motorischen Fähigkeiten, der Qualität der Bewegungen und dem Schulerfolg betrieben. Wie bei allem anderen ist auch bei Babys Vorsorge besser als Nachsorge. Des Weiteren ist es viel besser, wenn Abweichungen in der motorischen Entwicklung so früh wie möglich erkannt werden, damit man ihnen besser entgegenwirken kann.

Wie äußern sich weniger qualitative Bewegungsmuster und Abweichungen in der motorischen Entwicklung eines Babys?

Bei Babys gibt es drei am häufigsten auftretende Formen von Abweichungen, die sich später in schlechteren Bewegungsmustern niederschlagen können.

Hypotonie bedeutet einen niedrigeren Muskeltonus bzw. eine schlechtere Muskelaktivität bei Säuglingen bzw. Kindern. Die Folge ist eine schlechtere Stabilität, die sich auf die Haltung und Bewegung auswirkt. Das Kind ist »schlaff«, die Meilensteine werden später erreicht, charakteristisch dafür ist auch die »Froschstellung« der Beine auf einer Unterlage in der Rückenlage, der Kopf liegt bei der Bauchlage lange auf der Unterlage und dem Baby fällt es schwerer den Kopf zu heben bzw. zu bewegen.

Bei der Hypertonie handelt es sich um einen erhöhten Muskeltonus. Häufig zeigt sich die erhöhte Muskelaktivität bei Babys vor allem im Nacken- und Rückenbereich, was als Überstreckung bezeichnet wird. Das Kind drückt seinen Nacken und Kopf nach hinten. Häufig tritt die Hypertonie in einer Kombination mit der Hypotonie auf. Babys, die im Rumpf weniger aktiv sind, kompensieren dies und suchen vor allem distal Stabilität, wo diese Aktivität dann zu stark sein kann. Hypertonie fühlt sich wie eine Muskelsteifheit an, man kann auch sagen, dass das Baby steif ist.

Asymmetrie (ein Körperteil des Babys ist durchgehend stärker/aktiver als auf der gegenüberliegenden Seite). Asymmetrien können bereits in den ersten Lebensmonaten eines Babys auftreten. Das Kind sieht nur in eine Richtung, es dreht sich nur auf eine Seite, es setzt sich nur über eine Hüftseite auf, es »kriecht« auf seinem Bauch. All dies ist ein Zeichen für eine Asymmetrie im Körper eines Babys, die von selbst weggehen kann, aber auch zur Entwicklung und zum Auftreten von Skoliose und anderen Problemen und Schmerzen im Erwachsenenalter führen kann.

Die Aufgabe der Eltern lautet deshalb, beobachten Sie Ihr Kind!

Die meisten Eltern legen darauf normalerweise keinen großen Wert und halten es unwichtig. Normalerweise sind die Eltern im ersten Jahr damit zufrieden, dass das Kind sitzt, dass es kriecht, krabbelt oder sich auf andere Weise im Raum bewegt und natürlich schließlich um den ersten Geburtstag rum, zu laufen beginnt. Bei der Entwicklung des Babys achten sie meist nicht auf die Qualität, mit der es voranschreitet, sondern darauf, wann es einen bestimmten Entwicklungsstand erreicht und fördern es dementsprechend, was oft den natürlichen Verlauf der Entwicklung des Kindes noch erschwert. Die wichtigste Aufgabe der Eltern besteht jedoch darin, zu beobachten, mit welcher Qualität und auf welche Weise das Kind einen bestimmten Meilenstein erreicht. Bewegungsmuster und die Körperhaltung sind bei älteren Kindern viel schwieriger zu korrigieren und im Erwachsenenalter sind bereits Schmerzen und Probleme im Körper vorhanden.

Physiotherapeuten mit speziellen Kenntnissen für die motorische Entwicklung von Babys sorgen dafür, dass die Bewegungsmuster im ersten Lebensjahr des Kindes von höchstmöglicher Qualität sind. Auch wenn minderwertige Bewegungsmuster mit den Genen vererbt werden, können Physiotherapeuten und Eltern diese durch ein richtiges Handling und bestimmte Übungen bis zu einem gewissen Grad korrigieren und verbessern. Falls Sie bei der motorischen Entwicklung Ihres Babys minderwertige Muster erkennen, warten Sie nicht lange und entscheiden Sie sich gemeinsam mit Ihrem Arzt, einen Physiotherapeuten für entwicklungsneurologische Behandlung aufzusuchen. Neben der allgemeinen Physiotherapie für Erwachsene (nach Operationen, Verletzungen, Schmerzen in der Schulter, Rücken usw.) umfassen meine speziellen Kenntnisse auch die Physiotherapie für Schwangere, Mütter und unsere Jüngsten.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an info@fiziana.si. Meine Praxis befindet sich in Pirkdorf 40, St. Michael bei Bleiburg. Ich biete auch Therapien zu Hause an. Privatbehandlungen und Rückerstattung von Krankenkasse sind möglich.